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Ein Mittwoch in der Pferdepraxis

  • xaverlichtenberg
  • 19. Okt. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Apr.

Echt tierisch: Christian Niederlein grübelt über seinen Einsatz in Notsituationen.


Foto: pexels-ramon-fuentes-nieto
Foto: pexels-ramon-fuentes-nieto

Ein Tag beginnt mit der Behandlung stationärer Patienten. Mittendrin kommt ein Anruf aus Magdeburg. Notfall! Ein sehr altes Pferd kann nicht mehr alleine aufstehen. Ich lege schnell Termine um und fahre los. Ich fühle, messe, teste - aber mir wird schnell klar, dass der Patient nicht mehr zum Stehen kommt. Die Besitzerin, eine ältere Dame, verabschiedet sich mit dankbaren Worten von ihrem Liebling ... das ist sehr traurig und nimmt mich immer wieder mit.


Zurück in der Praxis. Mittlerweile ist es schon Nachmittag. Zwei Chiropraktik-Patienten warten im Harz auf mich. Ich esse schnell, komme aber dennoch zu spät.


Sie zeigen Verständnis, was leider nicht immer so ist. Weiter geht’s zu einem Lasertermin in der Nähe. Auf dem Weg dorthin klingelt mein Telefon: eine Verletzung im Saalekreis. Also lasern und zügig weiter. Ein akuter Kolik-Patient im Mansfelder Land meldet sich, als ich auf der A 14 bin. Die Verletzung klammern, die restlichen Wunden versorgen. Weiter. Zu später Stunde behandele ich den Koliker und beobachte ihn.


Nach Mitternacht ist Feierabend. Ich grübele. Die Notfallversorgung von Pferden ist kein einfaches Thema. Wenn ich am tierärztlichen Bereitschaftsdienst teilnehme, umfasst das eigentlich alle Tierarten. Aber nicht jede reine Kleintierpraxis kann oder will im Notfall Pferde behandeln. Solche Einsätze verändern den Tagesablauf massiv. Wohl auch deshalb begrenzen manche Kollegen gleich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit das Leistungsangebot. Eigentlich etwas Positives, weil Spezialisierung die Qualität verbessert - oder? Aber leider bieten Einzelne ihre Dienste immer häufiger ohne Notfallbehandlungen an - und können so mit Pünktlichkeit werben! Ähnliches gilt für die wachsende Zahl nebenberuflich ausgebildeter Pferdetherapeuten. Deren teils berechtigte Arbeitsfelder überschneiden sich mitunter mit tierärztlichen Tätigkeiten. Im besten Fall ergänzen sie diese. Auch sie können ihre Leistungen planbar und meist pünktlich anbieten.


Wie steht’s aber um die Pferde- oder Gemischtpraxen, die sich und ihr Personal ebenfalls mithilfe dieser spezialisierten Leistungen finanzieren und sich standesbewusst auch an der Notfallversorgung beteiligen? Deren Kunden akzeptieren hoffentlich weiterhin die möglichen Terminverschiebungen. In Zeiten des Tierärztemangels können die Pferdebesitzer selbst entscheiden, welchen Weg sie auch im Sinne einer weiter funktionierenden Notfallversorgung unterstützen.


›› Christian Niederlein leitet seit 1996 seine Tierarztpraxis im nördlichen Saalekreis. Der 56-Jährige behandelt als praktischer Tierarzt, Tier-Chiro- und -Heilpraktiker gemeinsam mit seinem Team Pferde- und Kleintierpatienten. In dieser Kolumne schreibt er regelmäßig von seinen Tierabenteuern.

 
 
 

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